Eigentlich bringt der Gin Gin Mule Cocktail die beiden heute berühmten Highballs Moscow Mule und Gin Tonic zusammen. Wer Abwechslung braucht, greift zu diesem modernen Klassiker aus den Bars von New York. Klassisch und modern zugleich ist ein Gin Gin Mule zudem ein Vorbild für viele andere Drinks.
Highballs und Sodas gehören zu den erfrischenden und den Durst so wunderbar löschenden Longdrinks, die einander beim genaueren Hinsehen so ähnlich und gleichzeitig raffiniert unterschiedlich sind. Ihren Namen beziehen sie aber allesamt von den sprudelnden Bläschen, die im Glas nach oben steigen - und damit ist auch schon die wesentliche Begriffserklärung abgeschlossen. Alle Highballs bestehen sowohl aus einer alkoholischen als auch aus einer nicht alkoholischen Grundlage, die mit oder auch ohne einem Aromaträger im mittelgroßen Tumbler mit einem kohlensäurehaltigen Getränk aufgefüllt werden. Ein berühmtes Beispiel ist u. a. der Bourbon Highball. Die Stars unter den Bartendern sorgten nach und nach für verschiedene Varianten - allen voran die Trendsetter hinter den Bartresen New Yorks. Der Pegu Club im Greenwich Village gilt als so ein Ursprungsort, in dem Akzente gesetzt werden. So kommt beispielsweise die Champagner-Mojito-Kombination The Old Cuban von dort - und eben auch der wachholdrige, minzfrische Gin Gin Mule.
Seit der Erfindung des Moscow Mule in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch den Smirnoff-Besitzer John Martin und seine Mitstreiter sind die erfrischenden Drinks mit dem alkoholfreien Ginger Beer, Limette und einer Basis-Spirituose zu Klassikern geworden. Nur eben mit Gin anstatt des Wodka - und womöglich mit zwei Gins? Oder heißt der Gin Gin Mule so, weil Gin und Ginger Beer eingesetzt werden? Ginger Beer, dass bereits seit mehr als zwei Jahrhunderten in England gebraut wird und das im Vergleich zum Ginger Ale stärkere Ingweraromen aufweist? Die grobe Spirituose-Ginger Beer-Limette-Formel war wohl einerseits nicht ausreichend genug und es bestand andererseits womöglich doch Anlass zu einer klanglichen Anspielung auf das Aromaprofil: Das "Gin Gin" erinnert nämlich sehr an “Cin-Cin”, Italiens sonnigen Trinkspruch, der damit sowohl Assoziationen an Dolce Vita und Leichtigkeit als auch an einen frischen, spritzigen Aperitivo erweckt.
In der weiten Welt des Cocktails gilt die Minze als Alleskönner. Dieses Image bekam das Kraut einst in Amerika, wo es Bestandteil sämtlicher Longdrinks war, die guten Freunden auf Gartenpartys vorgesetzt wurden. Dabei sollte die benötigte Pfefferminze, am allerbesten die sogenannte “Krause Minze" getreu des regional-saisonalen Mainstreams frisch gepflückt worden sein. Dieser Maxime wird aus objektiven Gründen nur selten entsprochen werden - Minzetöpfchen stehen allerdings in beinahe jedem Supermarkt zum Verkauf. Jedenfalls sind getrocknete Minze oder gar Pfefferminzlikör absolute No-Gos. Denn es kommt auf die Frische an! Nur mit frischer Minze entsteht ein echter Gin Gin Mule, der dann eine ganz gehörige Portion Freshness mitbringt. Die Kombination aus knackigem Dry Gin, frischer Limette und charakteristisch kühlender Minzfrische mag nach neueren Maßstäben keine außerordentlich große Innovation darstellen. Aber herrlich anregend, belebend und frisch ist sie allemal. Schlicht und einfach köstlich!
Routiniers stellen sich ihren Cocktailshaker, Barsieb und Stößel sowie ein Highballglas bereit. Die Zubereitung dauert dann nur etwa eine Minute.
Eine Neuheit ist die Minze also nicht - aber eine Neuentdeckung als Bar-Allrounder schon, die sich analog der wachsenden Beliebtheit des Mojito entwickelte. Neben den Zitronenzesten ist sie mittlerweile zur Nummer zwei unter den Garnituren avanciert - und das besonders im Bereich der beliebten Spritz-Drinks und Highballs. Flapsig könnte diese Entwicklung mit der Aussage kommentiert werden: “Hast Du keine Garnitur-Idee? Minze passt immer.” Die Minze gehört hier allerdings nicht einfach an den Rand. Vielmehr wird das duftende Kraut in den Drink eingearbeitet. Angesichts dieser Parallele zum Old Cuban unterscheidet sich der Gin Gin Mule denn doch von Verwandten wie der London Buck oder der Moscow Mule, die im Glas schlicht aufgebaut werden:
Zunächst werden Zitronensaft, Zuckersirup und Minze in den Cocktailshaker gegeben. Diese Zutaten werden mit dem Stößel zerdrückt und dann miteinander vermischt. Nach dem Muddlen kommen der Gin und das Eis in den Shaker, nun wird geschüttelt. Damit wird das Minzaroma ziemlich kraftvoll in den Drink überführt. Jetzt im sogenannten Double Strain Verfahren zunächst durch ein feineres, dann durch das gröbere Barsieb in das mit Eiswürfeln bestückte Highballglas abseihen. Zum Schluss wird das Glas mit eiskaltem Ginger Beer als Filler aufgefüllt. Ein Trinkröhrchen kommt auch noch dazu.
Ob die angegebene Menge Zuckersirup überhaupt notwendig ist, hängt dann vom persönlichen Geschmack und vom verwendeten Ginger Beer ab. Zuweilen genügen schon ein bis zwei Barlöffel. Für den Gin Gin Mule sollte bestenfalls ein traditioneller, trockener Gin genommen werden, weil die deutlichen Wacholdernoten die frischen Zitrusaromen unterstützen.
Damit steht vor uns eine Art zentraler Impuls, von dem zahlreiche Abwandlungen gang und gäbe sind und die es in den letzten Jahren auf viele Barkarten geschafft haben - ab und an mit fruchtigen Komponenten wie mit Himbeeren oder anderen Kräutern wie Basilikum abgewandelt.
Abwandlungen gibt es also en masse. Eine besonders köstliche Variation ist ein Gin Gin Mule mit Erdbeer-Intense:
Die Minzblätter wandern zuerst in den Cocktailshaker, dort werden sie mit dem Stößel zerrieben. Den Cocktailshaker etwa zur Hälfte mit Eiswürfeln füllen, dann Erdbeerkonfitüre und Limettensaft zufügen. Der Shaker wird nun geschüttelt, bis sich eine Art Frost an der Außenwand bildet. Der Drink wird in das Glas gegeben und mit Ginger Beer aufgefüllt.
Grundsätzlich ist ein Gin Gin Mule besonders erfrischend. Das nachfolgende Rezept hat durchaus einen tropischen Einschlag und erscheint mit Passionsfrucht, Gin und Ingwer - so landet quasi der Sommer im Glas. Auch dazu sind klassische, wacholderbetonte, würzige Gins besonders geeignet, weil das herzhafte Ginger Beer durchaus einen stärkeren Gegenspieler benötigt. Florale, leicht Gins würden allzu schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Die Zutaten:
Gin, Zuckersirup, Zitronen- bzw. Limettensaft sowie das Fruchtfleisch einer ausgekratzten halben Passionsfrucht und die Minzblätter mit Eis in den Shaker geben und kräftig schütteln. Das Fruchtfleisch der zweiten Passionsfrucht-Hälfte und Eiswürfel in das Glas geben, den Mix aus dem Shaker dazu abseihen. Mit Ginger Beer auffüllen und mit dem Minzezweig garnieren.